Als Anleger waren die letzten beiden Wochen alles andere als einfach. Rund um den 20. Februar 2020 gab es an vielen Aktienmärkten neue Höchststände. Diese Höchststände bedeuteten in vielen Fällen auch neue Höchststände in den Wertpapierdepots vieler Kunden. Die Corona Pandemie und der damit verbundene weltweite Lock-Down hat in den vergangenen Wochen einen noch nie dagewesenen Ausverkauf an den Märkten verursacht. Der (bisherige) Tiefststand – gemessen am amerikanischen S&P500 (hier sind die größten 500 Unternehmen Amerikas zusammengefasst) war am 23. März. 2020

In der nachfolgenden Grafik ist die Dauer von unterschiedlichen Börsenkrisen im Zeitablauf zu sehen. Hier ist der rasante Rückgang der letzten Wochen zu sehen. Es ist allerdings auch zu sehen, daß es schon Krisen gab, die wesentlich tiefere Kurse hervor brachten.

Nachdem die unterschiedlichen Regierungen und Notenbanken riesige Hilfspakete und Maßnahmen beschlossen haben, wird an der Börse bereits wieder so getan, als ob die Krise bereits vorbei wäre. Es ging wieder rasant nach oben und der amerikansiche Aktienmarkt hat bereits wieder erheblich zugelegt.

Nach dieser Hochschaubahn der Gefühle und den enormen Schwankungen stellt sich für viele Anleger die Frage:

Was soll ich nun mit meinem Geld tun?

An den Aktienmärkten gibt es zwei Risiken

dabei zu sein, wenn es fällt und
nicht dabei zu sein, wenn es wieder steigt.

Aus der oben dargestellten Grafik leite ich ab, dass Abwärtsphasen immer wieder und das meist heftig und sehr dramatisch auftreten. Historisch betrachtet wurden dabei immer die Mutigen belohnt, die sich gerade dann getraut haben, zu investieren, wenn keiner mehr an eine bessere Welt glaubt. Die Weltwirtschaft wird vermutlich in eine Rezession abtauchen. Die Frage ist nur, wieviel von diesen Szenarien bereits in den Kursen enthalten ist und was da noch kommt.

Was konkret können Sie unternehmen?

Zunächst müssen wir unterscheiden, ob Sie bereits investiert sind oder noch auf der Seitenlinie warten, also bisher nur Bausparer, Sparbücher und Versicherungen genutzt haben. Alle diese Produkte werden aufgrund des Niedrigzinsumfelds wahrscheinlich in den nächsten Jahren keine oder nur sehr geringe Erträge abwerfen. Um ihre Kaufkraft zu erhalten benötigen Sie allerdings zumindest die Inflationsrate von aktuell 1,5 bis 2%.

Nicht-INVESTOR:

Wenn Sie noch nicht investiert sind, so bieten die aktuellen Kurse und die kommenden Wochen vermutlich deutliche Rabatte beim Einkauf. Sollten Sie beispielsweise ein Sparbuch bzw. Liquidität über 100.000 Euro besitzen, so können Sie Ihr Kapital z.B. nun sukzessive in den nächsten 3 Jahren investieren. Der längste Abschwung an der Börse dauerte 2,8 Jahre. Sollte sich dieses Szenario wiederholen, so kaufen Sie in den nächsten 36 Monaten sukzessive zu unterschiedlichen Preisen in fallende Märkte. Langfristig werden Sie vermutlich mit ausgezeichneten Renditen belohnt werden, denn die Welt normalisiert sich und es gibt auch ein Leben nach Corona und Ölpreisschock. Sie können Ihren Investitionszeitraum natürlich auch reduzieren und beispielsweise auch über 12 Monate sukzessive investieren, also jeden Monat beispielsweise 8.000 Euro, denn im Mittel dauert eine Korrektur maximal 15 Monate.

Warum nicht alles auf einmal gleich jetzt investieren? Gute Frage! Sollte der Markt von jetzt weg nur mehr nach oben gehen, so wäre es die beste Entscheidung sofort mit dem gesamten Geld einzusteigen. Nachdem wir das aber nicht wissen (niemand weiß das) und ich eher der Einschätzung bin, daß es noch ruppig bleibt und die Sache noch nicht ganz ausgestanden ist, empfehle ich eher einen Einstieg in Tranchen.

INVESTOR:
Wenn Sie bereits investiert sind so gibt es drei Szenarien:

a) Abwarten, bis das alles wieder vorbei ist und aktuell keine Depotauszüge und Börsennachrichten lesen.

Sie bleiben investiert, passen eventuell ihre Risikobereitschaft geringfügig an und nehmen nur geringfügige Änderungen am Portfolio vor. Sie vertrauen auf bessere Tage. Sicher werden wir gemeinsam in den nächsten Tagen und vermutlich auch Wochen einige Turbulenzen durchstehen. Weder bin ich ein Virologe noch kennen wir die geldpolitischen Reaktionen der Notenbanken auf die aktuellen Entwicklungen. Auch weiß ich nicht, ob sich das ganze Thema so schnell verflüchtigt wie es gekommen ist und wir in ein paar Wochen schon über andere Themen sprechen.

b) günstig Nachkaufen und sukzessive Ihre unverzinsten Spareinlagen und in den Markt investieren.

Wenn Sie jetzt weitere Liquidität besitzen, so würde es sich vermutlich ebenfalls – wie beim Nicht-INVESTOR – langfristig auszahlen, ab sofort in Raten auf 12 bis 36 Monate zu investieren, denn weder Sie noch ich noch sonst jemand findet den richtigen Punkt für den optimalen Einstieg in den Markt. Sollten Sie also weitere Cash/Bargeldreserven besitzen,so wäre es eine Option in Raten nachzukaufen. Hierbei sollten Sie keine überstürzten Handlungen vornehmen und zu gierig sein, denn der Markt ist derzeit äußerst nervös. Historisch betrachtet sollte die aktuelle Phase vermutlich günstige Chancen für den besonnen Investor liefern.

c) „Good Bye“ wenn Sie den aktuellen Schmerz nicht vertragen – alles verkaufen und auf Nummer “sicher” gehen bzw., den aktuellen Depotbestand und eventuelle Verluste realisieren

Wenn Sie den Schmerz nicht vertragen, dann können Sie aussteigen. Damit können Sie zwar wieder etwas ruhiger schlafen, treffen jedoch eine Entscheidung, die historisch betrachtet fast immer die falsche war. Denn ob Sie je wieder an die Börse und Märkte zurückkehren, können nur Sie entscheiden. Wenn Sie nicht zurückkehren, dann verabschieden Sie sich damit auch von dem Hauch einer Chance jemals in den nächsten 20 bis 25 Jahren nochmals Ertrag mit Geldanlagen zu erwirtschaften, denn auf der Zins-Seite wird sie keine Alternative erwarten. Es heißt dann nicht nur „Good-Bye“ Depot, sondern auch „Good-Bye“ Ertrag.

Eins wird in dieser Phase deutlich:

• Wenn Sie den Schmerz an der Börse nicht aushalten, dann sollten Sie sich vom Kapitalmarkt verabschieden oder fernhalten.

• Geldanlage sollte immer von den finanziellen Zielen geprägt sein und nicht von Gier und Angst. Wann brauche ich mein Geld wieder und wie viel kann ich langfristig investieren. Aus den finanziellen Zielen leitet sich ein Anlagehorizont ab.

• An der Börse geht es nicht um einen Sprint über 100 Meter sondern um einen Marathon, der mit so manchem Muskelkater zu tun hat.

• Es ist immens wichtig, seine Risikobereitschaft klar zu definieren und an dieser auch an widrigen Tagen festhalten, auch wenn es manchmal schwerfällt.